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Als '''Nationalkomponist''' wird ein [[Komponist]] bezeichnet, dessen musikalisches Werk vereinzelt oder übergreifend durch nationale Symbole und Elemente gekennzeichnet ist und dadurch eine hohe Popularität in der Öffentlichkeit der ihm angehörigen [[Nation]] geniesst.
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Der Begriff ist vergleichbar mit demjenigen des [[Nationaldichter]]s, hat allerdings keine historische Vergangenheit mit offiziellen Titeln (z.B. [[poeta laureatus]]). Das Konzept ist im [[19. Jahrhundert]] im Zuge [[Nationalismus|nationalistischer]] bzw. [[Patriotismus|patriotistischer]] Bewegungen entstanden, wo vor allem Komponisten kleinerer, unter Fremdherrschaft stehender Nationen Elemente der Volksmusik in ihre Werke verflochten oder prägnante nationale Symbole anderer Art vertonten. Die meisten als Nationalkomponisten geltenden Musiker verstanden sich aber nicht explizit als solche, sondern betrachteten sich eher als Patrioten.
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Nationalkomponisten finden sich vor allem in [[Skandinavien]]: [[Hugo Alfvén]] (Schweden), [[Niels Wilhelm Gade]] (Dänemark), [[Edvard Grieg]] (Norwegen) und [[Jean Sibelius]] (Finnland) gelten als führende Komponisten der nordischen Romantik. Auch in [[Osteuropa]] werden viele Nationalkomponisten verehrt: [[Bedřich Smetana]], [[Antonín Dvořák]] (beide Böhmen/Tschechien), [[Frédéric Chopin]], [[Stanisław Moniuszko]] (beide Polen), [[Mikalojus Konstantinas Čiurlionis]] (Litauen), [[Mykola Lysenko]] (Ukraine) und [[Aram Chatschaturjan]] (Armenien).
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Auch in kleineren westeuropäischen Ländern gab es vereinzelt Nationalkomponisten, auch ohne "national" zu komponieren: In [[Liechtenstein]] ist der größtenteils in Deutschland wirkende [[Josef Gabriel Rheinberger]] aufgrund seiner Bedeutung heute eine nationale Identifikationsfigur. In der [[Schweiz]] ist [[Hans Huber (Komponist)|Hans Huber]] als patriotischer, in romantischer Breite arbeitender Komponist bekannt, hat aber nicht einen vergleichbaren Status eines Nationalkomponisten. In [[Irland]] wird vor allem der barocke Harfenkomponist [[Turlough O'Carolan]] als Nationalkomponist verehrt.
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In selbstherrschenden Staaten mit großer und verbreiter Musiktradition wie Deutschland, Italien und Frankreich werden keine Komponisten in ähnlicher Art verehrt.
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Vergleichbare Konzepte vor der Romantik sorgen in der musikwissenschaftlichen Geschichtsforschung für Uneinigkeiten in der Nationalbezeichnung einzelner Komponisten wie [[Ludwig Senfl]] (Deutschland, Schweiz) oder [[Georg Friedrich Händel]] (Deutschland, England).
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[[Kategorie:Musikgeschichte]]

Version vom 25. Dezember 2009, 16:16 Uhr

Als Nationalkomponist wird ein Komponist bezeichnet, dessen musikalisches Werk vereinzelt oder übergreifend durch nationale Symbole und Elemente gekennzeichnet ist und dadurch eine hohe Popularität in der Öffentlichkeit der ihm angehörigen Nation geniesst.

Der Begriff ist vergleichbar mit demjenigen des Nationaldichters, hat allerdings keine historische Vergangenheit mit offiziellen Titeln (z.B. poeta laureatus). Das Konzept ist im 19. Jahrhundert im Zuge nationalistischer bzw. patriotistischer Bewegungen entstanden, wo vor allem Komponisten kleinerer, unter Fremdherrschaft stehender Nationen Elemente der Volksmusik in ihre Werke verflochten oder prägnante nationale Symbole anderer Art vertonten. Die meisten als Nationalkomponisten geltenden Musiker verstanden sich aber nicht explizit als solche, sondern betrachteten sich eher als Patrioten.

Nationalkomponisten finden sich vor allem in Skandinavien: Hugo Alfvén (Schweden), Niels Wilhelm Gade (Dänemark), Edvard Grieg (Norwegen) und Jean Sibelius (Finnland) gelten als führende Komponisten der nordischen Romantik. Auch in Osteuropa werden viele Nationalkomponisten verehrt: Bedřich Smetana, Antonín Dvořák (beide Böhmen/Tschechien), Frédéric Chopin, Stanisław Moniuszko (beide Polen), Mikalojus Konstantinas Čiurlionis (Litauen), Mykola Lysenko (Ukraine) und Aram Chatschaturjan (Armenien).

Auch in kleineren westeuropäischen Ländern gab es vereinzelt Nationalkomponisten, auch ohne "national" zu komponieren: In Liechtenstein ist der größtenteils in Deutschland wirkende Josef Gabriel Rheinberger aufgrund seiner Bedeutung heute eine nationale Identifikationsfigur. In der Schweiz ist Hans Huber als patriotischer, in romantischer Breite arbeitender Komponist bekannt, hat aber nicht einen vergleichbaren Status eines Nationalkomponisten. In Irland wird vor allem der barocke Harfenkomponist Turlough O'Carolan als Nationalkomponist verehrt.

In selbstherrschenden Staaten mit großer und verbreiter Musiktradition wie Deutschland, Italien und Frankreich werden keine Komponisten in ähnlicher Art verehrt.

Vergleichbare Konzepte vor der Romantik sorgen in der musikwissenschaftlichen Geschichtsforschung für Uneinigkeiten in der Nationalbezeichnung einzelner Komponisten wie Ludwig Senfl (Deutschland, Schweiz) oder Georg Friedrich Händel (Deutschland, England).